START DER ZECKENSAISON
- Alex
- 2. Apr. 2024
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Juli 2024

Bildnachweis: Adobe Stock | # 224207417
Der Frühling startet und das große „Abstreifen“ und „Krabbeln“ beginnt wieder.
Jedes Jahr aufs Neue startet mit Beginn des Frühlings auch die Zeckensaison, in der die Krankheitserreger von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose durch Zeckenstiche besonders oft auf auf uns Menschen übertragen werden.
Im nachfolgenden FAQ haben wir für euch alle relevanten Fakten zusammengestellt:
WAS SIND ZECKEN?
Zecken (Ixodidae) sind kleine, mehrjährige parasitäre Spinnentiere (Arachniden), die zur Ordnung der Zecken gehören. Alle Zeckenarten sind blutsaugende Ektoparasiten und dafür bekannt, dass sie sich von den Körperflüssigkeiten der Menschen und anderer Wirbeltiere ernähren.
Die häufigste Zeckenart ist der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), welcher Borrelien, FSME-Viren (FSMEV) und Anaplasmen überträgt. Weitere relevante in den Alpenländern jedoch nur vereinzelt auftretende und seltene Zeckenarten sind die dem gemeinen Holzbock ähnelnden Ixodes inopinatus, Auwaldzecken (Dermacentor reticulatus), Reliktzecken (Haemaphysalis concinna) und Exemplare der Gattung der Hyalomma-Zecken, auch diese Arten können Krankheitserreger übertragen.
WIE SEHEN ZECKEN AUS?
Je nach Entwicklungsstadium sieht eine Zecke aus wie ein kleiner Käfer oder eine Spinne. Zecken haben acht Beine (bei Larven nicht erkennbar), am Kopf Stech- und Saugorgane sowie kräftige Klauen an den vorderen Beinen. Zudem zeigt sich auch ein Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Zecken. Beim gemeinen Holzbock zeichnet sich das Männchen durch einen dunklen Schild am Rücken aus, während man die weibliche Zecke an der rot-bräunlichen Färbung des Körpers erkennt. Ihr Schild ist weniger ausgeprägt als beim Männchen. Im vollgesaugten Zustand vergrößert sich der Körper der Zecken ballonartig und wird grau.
WANN KOMMEN ZECKEN VOR?
Zecken sind ab einer Temperatur von etwa 8 Grad aktiv. Abhängig von Art und Stadium kann man Zecken das ganze Jahr hinüber finden. Die größte Aktivität findet sich beim gemeinen Holzbock jedoch im Frühling und Herbst sowie an warmen Regentagen im Sommer.
WO KOMMEN ZECKEN VOR?
In den Alpenländern kommen Zecken insbesondere dort vor, wo es grün ist; im Wald, in Gebüschen, im hohen Gras sowie im Unterholz. Zecken kommen auch auf städtischen Grünflächen und bis zu einer Höhe von 2000 Metern über dem Meeresspiegel vor.
WIE KOMMT ES ZUM ZECKENSTICH?
Der gemeine Holzbock klettert auf eine exponierte Stelle wie z. B. einen Grashalm. Beim Vorbeikommen eines Menschen oder eines Tieres, wird er bei Kontakt abgestreift und hält sich mit den Klauen seiner Vorderbeine und später mit einer Art „Kleber“ an seinem Opfer fest. Anders als der gemeine Holzbock krabbeln Auwald-, Relikt- und Hyalomma-zecken aktiv auf ihr Opfer zu.
Der Saugakt des gemeinen Holzbocks dauert mehrere Tage. Da er während dieser Zeit ständig der Gefahr ausgesetzt ist, vom Wirt herausgerissen oder zerdrückt zu werden, sucht er sich dafür eine möglichst geschützte Stelle am Körper aus. Bei uns Menschen stechen Zecken häufig am Kopf (Haaransatz, Ohren), aber auch an anderen geschützten Stellen z. B. Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Kniekehle oder Intimbereich. Auch eng anliegende Kleidung wird von der Zecke als geschützter Ort wahrgenommen und so stechen sie ebenso im Hüftbereich, wo die Hose aufliegt. Die Zecke sticht in der Regel nicht sofort zu, wenn sie auf der Haut angelangt ist, sondern vielmehr läuft sie bis zu einer Stunde oder länger auf dem Körper umher, um eine passende Stichstelle zu finden.
Hat die Zecke eine geeignete Saugstelle gefunden, reißt sie mit ihrem scherenartigen Mundwerkzeug die Haut des Wirts auf, gräbt mit ihrem Stechrüssel eine Grube in das Gewebe und kann nun an dieser Stelle saugen. Zeckenstiche werden von uns meist nicht sofort bemerkt, da die Zecke während des Stechens mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel absondert. Der Speichel der Zecke enthält außerdem Stoffe, die verhindern, dass unser Blut gerinnt und die Einstichstelle sich entzündet.
Um noch mit falschen Mythen aufzuräumen: Zecken fallen weder von Bäumen noch können sie springen. Die meisten Zecken warten in einer Höhe von weniger als einem Meter, häufig sogar nur zwischen 10 und 50 cm über dem Boden auf ihre Opfer.
WELCHE GEFAHREN BIRGT EIN ZECKENSTICH?
Zecken können durch den Stich mit ihrem Saugrüssel eine Vielzahl von Infektions-krankheiten auf den Menschen übertragen. Zu den bedeutendsten durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten gehört zum einen die Borreliose, eine Bakterien-infektion, die flächendeckend vorkommt. Zum anderen gehört die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) dazu, die durch FSME-Viren verursacht wird und hauptsächlich in definierten Risikogebieten vorkommt. Weitere durch Zecken auf uns Menschen übertragene Erkrankungen wie die humane granulozytäre Anaplasmose, die Babesiose, verschiedene Rickettsiosen, das Krim-Kongo-Fieber oder das Zecken-Fleckfieber wurden bislang z. B. auf Deutschland gesehen nicht oder nur selten beobachtet.
►►► FSME-Risikogebiete:
FSME-Risikogebietskarte DEUTSCHLAND:
RKI-Karte (externer Link)
FSME-Risikogebietskarte EUROPA:
ECDC-Karte (externer Link)
WIE KÖNNT IHR EUCH VOR ZECKENSTICHEN SCHÜTZEN?
Die nachfolgenden und bestens erprobten Tipps können euch helfen Zeckenstiche so gut es geht zu vermeiden:
► Meidet hohes Gras, Gebüsche und die Vegetation am Wegesrand
Haltet euch möglichst nicht im hohen Gras oder im Unterholz auf. In der Laubstreu im Wald fühlen sich Zecken besonders wohl, da die Temperaturen auch im Winter moderat sind und die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Abseits der befestigten Wege besteht im Wald daher immer erhöhte Zeckengefahr. Auch die langen Grashalme auf nicht gemähten Wiesen, am Wegesrand, am Flussufer oder an Sitzbänken werden von Zecken gern genutzt, um nach potenziellen Opfern Ausschau zu halten.
► Tragt geeignete Kleidung
Auch Kleidung kann als Zeckenschutz dienen. Tragt geschlossene Oberteile mit langen Ärmeln, lange Hosen und zieht eure Socken über die Hosenbeine. Helle Kleidung eignet sich, um Zecken besser erkennen zu können. Rechtzeitig bemerkt könnt Ihr die Zecke sogar noch entfernen, bevor sie zusticht. Zecken klettern nicht höher als 1,50 Meter und klammern sich daher mit Vorliebe an den Hosenbeinen fest. Festes und hohes Schuh-werk kann ebenfalls dazu beitragen, Zecken den Zugang zu eurer Haut zu erschweren.
► Verwendet zeckenabweisende Mittel
Verwendet insektenabweisende Mittel gegen Zecken, sogenannte Repellentien (Akari-zide). Diese halten euch nicht nur lästige Stechmücken, sondern auch Zecken für eine begrenzte Zeit vom Leib. Falls geeignet (keine Fleckenbildung) solltet Ihr Repellentien auch auf eure Kleidung aufgetragen.
► Sucht euren ganzen Körper und eure Kleidung ab
Sucht nach jedem Aufenthalt im Grünen eure draußen getragene Kleidung und euren Körper nach Zecken ab. Da sie geschützte und warme Hautstellen bevorzugen, solltet Ihr besonders am Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Hüft-bereich, Kniekehle und Intimbereich gründlich auf Zecken achten. Falls Ihr eine Zecke gefunden habt, denkt daran, den restlichen Körper und ggf. die Kleidung fertig abzusuchen, da Ihr auch von mehreren Zecken befallen sein könnt.
► Informiert euch zur FSME-Impfung
Neben den vorgenannten Tipps zum Schutz vor Zeckenstichen kann euch eine Impfung dabei helfen zu verhindern, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken. Die Impfung ist für euch empfehlenswert, wenn Ihr in einem FSME-Risikogebiet wohnt oder dorthin reisen möchtet und dort möglicherweise Zecken ausgesetzt seid.
►►► FSME-Risikogebiete:
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FSME-Risikogebietskarte EUROPA:
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Kontaktiert euren Hausarzt, dieser steht euch gerne für Fragen zur FSME-Impfung bereit und kann die Impfung vornehmen.
ZECKENSTICH TROTZ ZECKENSCHUTZ - WAS TUN?
Aller Vorsicht zum Trotz, ein Zeckenstich lässt sich wieder aller Schutzmaßnahmen nicht zu 100 % vermeiden. Solltet Ihr bei der Absuche eures Körpers nach Aktivitäten im Grünen eine Zecke finden, die bereits mit ihrem Saugrüssel in euren Körper eingedrun-gen ist, gilt es keine Zeit zu verlieren, die Zecke schnellstmöglich zu entfernen und die Stichstelle anschließend zu beobachten;
►► Zecke entfernen ◄◄
► Die erfolgreiche Entfernung einer saugenden Zecke hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab*:
● Länge und Ausbildung der Mundwerkzeuge der Zecke
● Anzahl der Widerhaken am „Stechrüssel“ (Hypostom)
● Menge des abgegebenen „Klebstoffes“ (Zement)
► Die richtige Technik zur Zeckenentfernung ist abhängig von der Art des verwendeten Hilfsmittels. Folgende Hilfsmittel sind wirksam erprobt:
● Zeckenpinzette
● Zeckenkarte
● Zeckenlasso
und falls keines dieser Hilfsmittel verfügbar ist, könnt Ihr die Zecke mit euren Fingern bzw. Fingernägeln entfernen.
Ganz gleich, mit welchem Hilfsmittel bzw. welcher Technik Ihr die Zecke entfernt, wichtig ist, euch vorbeugend im Umgang mit den Hilfsmitteln bzw. Techniken vertraut zu machen. Hierzu findet Ihr im Internet unzählige Tutorials.
Wichtig bei allen Hilfsmitteln und Techniken ist, dass die Zecke möglichst hautnah gegriffen wird. Dies verhindert ein Quetschen der Zecke und somit auch die Freigabe von möglicherweise gefährlichen Körperflüssigkeiten bzw. Erregern. Entfernt die Zecke ebenso nicht mit einem kräftigen Ruck - vielmehr können sowohl vorsichtiges Hin- und Herdrehen als auch leichte Rüttelbewegungen das Herausziehen der Zecke erleichtern. Die goldene Regel lautet: die Zecke hautnah, langsam und kontrolliert entfernen.
► Benutzt zur Entfernung der Zecke kein Benzin, Nagellackentferner, Öl oder Alkohol. Diese Flüssigkeiten erhöhen ebenfalls das Risiko, dass die Zecke gereizt wird und Krankheitserreger übertragen werden.
► Verzweifelt nicht, wenn die Entfernung der Zecke nicht gleich beim ersten Versuch klappt und denkt daran, die Stichstelle im Anschluss zu desinfizieren.
► Keine Panik, falls Teile der Zecke in der Haut verbleiben. Sie werden vom Körper abgestoßen.
► Solltest Ihr euch nicht sicher sein, wie die Zecke entfernt wird, sucht einen Arzt auf.
►► Zeckenstichstelle markieren und beobachten ◄◄
Um die eventuelle Ausbildung eines roten Infektionsrings (die sogenannte Wanderröte), ein früher Hinweis auf eine beginnende Borreliose in der Haut besser verfolgen zu können, empfiehlt es sich euch, die Einstichstelle zu markieren und regelmäßig zu beobachten. Sollte nach einigen Tagen bis Wochen eine deutliche ringförmige Hautrötung typischerweise im Zentrum blasser als am Rand entstehen und sich ausweiten, solltet Ihr euren Hausarzt aufsuchen. Gleiches gilt, wenn die Einstichstelle stark anschwillt, schmerzt, heiß wird oder pocht. In einigen Fällen erscheint auch nur eine unspezifische Hautrötung, die wandert.
Solltest Ihr in 7 bis 14 Tagen nach einem Zeckenstich und / oder einem Aufenthalt in einem FSME-Risikogebiet grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen entwickeln, konsultiert ebenfalls euren Hausarzt.
Eine generelle Antibiotikatherapie nach einem Zeckenstich wird nicht empfohlen, sie ist erst bei einem begründeten Borrelioseverdacht (Wanderröte und / oder neurologische Symptome oder massive Gelenkschwellung) angezeigt.
WIE SOLLT IHR DIE ENTFERNTE ZECKE ENTSORGEN?
Nach einer erfolgreichen Zeckenentfernung fragt Ihr euch: Wohin mit der entfernten Zecke? Der Frage nach der richtigen Zeckenentsorgung haben sich Zeckenforscher gewidmet. Zecken sollten sicher abgetötet werden, ohne dass der Mensch dabei in Kontakt mit den Körperflüssigkeiten der Zecke kommt. Ein solcher Kontakt könnte dazu führen, dass in der Zecke befindliche Krankheitserreger in den menschlichen Organ-ismus gelangen - zum Beispiel durch eine kleine Wunde.
Am wirkungsvollsten erwies sich das Zerdrücken von Zecken mit einem festen Gegen-stand, z. B. einem Glas oder einem glatten Stein. Dazu solltet Ihr die Zecke in einem zusammengefalteten Papier eingeklappen. Zieht danach das Glas oder den Stein mit Druck über das Papier. Die Methode erwies sich im Test sowohl für erwachsene Zecken als auch für Nymphen als geeignet. Ebenfalls erfolgreich war das Töten in 40-pro-zentigem Alkohol, Chlorreiniger und geeigneten Desinfektionsmitteln. Als ungeeignet erwiesen sich das Zertreten mit dem Schuhabsatz und das Zerquetschen mit dem Fingernagel. Auch vom Herunterspülen der Zecke in der Toilette solltet Ihr absehen, wie ein Zeckenhärtetest gezeigt hat, überleben Zecken eine geraume Zeit in Wasser.
Einige Experten empfehlen, die entfernte Zecke im Gefrierfach aufzubewahren. Sollten bei euch Beschwerden auftreten, die im Zusammenhang mit einem Zeckenstich stehen könnten, könnt Ihr die Zecke auch zu einem späteren Zeitpunkt an euren Arzt überge-ben, um sie auf Krankheitserreger untersuchen zu lassen.
SOLLT IHR EINE ENTFERNTE ZECKE EINSCHICKEN?
Es gibt Unternehmen, die eingeschickte Zecken auf Krankheitserreger untersuchen. Ob ein Krankheitserreger beim Saugvorgang der Zecke tatsächlich auf euch übertragen wurde, ist damit aber nicht erwiesen. Besser ist es daher, dass Ihr die Einstichstelle aufmerksam beobachtet, nachdem Ihr die Zecke entfernt habt. Wie bereits erwähnt, empfehlen einige Experten, die entfernte Zecke im Gefrierfach aufzubewahren. Sollten Beschwerden auftreten, die im Zusammenhang mit einem Zeckenstich stehen könnten, kann die Zecke auch zu einem späteren Zeitpunkt an euren Arzt übergeben werden, um sie auf Krankheitserreger untersuchen zu lassen.
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Wir hoffen euch mit unserem FAQ das Thema Zecken hilfreich beleuchtet zu haben und wünschen euch einen zeckenfreien Start in die frühlings Wander- und Bergsaison.
Wichtiger Hinweis:
Alle Angaben ohne Gewähr auf Richtigkeit, Vollständigkeit und Wirksamkeit!
Autor:
Alex Halas, München
Datenquellen:
Robert Koch-Institut, www.zecken.de / Pfizer Pharma GmbH
Fußnote:
*Robisch, K. (2010): Tick Removal - Vergleich von fünf verschiedenen Zeckenentfernungsgeräten. Diplomarbeit, Department für Pathobiologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Genderhinweis:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in unseren Publikationen die männliche Form. Wir verstehen das generische Maskulinum als neutrale grammatikalische Ausdrucksweise, die ausdrücklich im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich alle Geschlechter umfasst.